Ausgabe April 2023

Lateinamerika: Rohstoffausbeutung in grün?

Luis Lopez, Betriebsleiter der Solaranlage Planta Solar Jama, prüft die Solarpanels, Atacama Wüste, Chile, 17.10.2017 (IMAGO / photothek)

Bild: Luis Lopez, Betriebsleiter der Solaranlage Planta Solar Jama, prüft die Solarpanels, Atacama Wüste, Chile, 17.10.2017 (IMAGO / photothek)

Mit der Rückkehr Luis Inácio Lula da Silvas ins Präsidentenamt in Brasilien zum 1. Januar dieses Jahres hat die neue Linkswende in Lateinamerika an Boden gewonnen: Erstmals in der Geschichte werden damit die fünf größten Volkswirtschaften des Subkontinents (Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien und Mexiko) von sich progressiv gebärdenden Staatsoberhäuptern regiert. Die internationale Konjunktur bietet dieser Konstellation vielversprechende Perspektiven: Mit dem Ukrainekrieg und der angestrebten Dekarbonisierung der Weltwirtschaft zeichnet sich ein neuer Rohstoffboom ab, für den man gut gerüstet ist. Lateinamerika verfügt über knapp ein Drittel der weltweiten Kupfer-, Bauxit-, Silber-, Kohle- und Ölvorräte, über mehr als ein Drittel aller Minerale, die für das Erreichen der Klimaneutralität in den Industrienationen strategisch wichtig sind, und produziert einen bedeutenden Anteil der globalen Grundnahrungsmittel. Die Region ist zudem führend in der Produktion von Energiepflanzen für Biokraftstoffe und dem Abbau von Lithium für die Herstellung von Batterien und verfügt darüber hinaus über attraktive Bedingungen für die Herstellung von grünem Wasserstoff.[1]

Zu erwarten ist somit ein erneutes Erstarken des auf dem Export von Rohstoffen basierenden Entwicklungsmodells, das die Region bereits in den beiden vergangenen Jahrzehnten geprägt hat.

»Blätter«-Ausgabe 4/2023

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.

Ecuador: Mit Mini-Trump zum Mafiastaat?

von Frank Braßel

Der klare Sieg von Daniel Noboa bei der ecuadorianischen Präsidentschaftswahl am 13. April war eine Überraschung: Mit knapp 56 Prozent der Stimmen landete der amtierende Präsident in der Stichwahl deutlich vor seiner Konkurrentin von der Partei des ehemaligen linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa.

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

von Anne Haas

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.